Rex Gildo - Der letzte Tanz
Passend zum 50-jährigen Jubiläum des Megahits „Fiesta Mexicana“ hat der Auteur Rosa von Praunheim einen Film über den BRD-Schlagerstar Rex Gildo gemacht. Formal nähert sich Praunheim dem speziellen Stück deutscher Popkultur mit einer Mischung aus fiktionalen und dokumentarischen Anteilen, die er per Voice Over persönlich kommentiert. In der Zusammenschau ist REX GILDO - DER LETZTE TANZ ein künstlerischer Dokumentarfilm mit gesellschaftlicher Relevanz.
Musikfilm, Biografie, Dokumentarfilm mit Spielfilmelementen, dokumentarische Form
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Musik, Kunst, Philosophie, Geschichte
Künstler*innen, Individuum (und Gesellschaft), Homosexualität, Musik, Popkultur, Filmsprache, Sucht/Suchtgefahren, Kreativität, Zeitgeschichte, Biografie, Musikproduktion, künstlerisches Ego & künstlerischer Anspruch
29.09.2022
Inhalt
1936 in Straubing geboren, avancierte Ludwig Franz Hirtreiter als Rex Gildo zum umschwärmten Schlagerstar der frühen Bundesrepublik. Entdeckt wurde der aus einfachen Verhältnissen stammende Sänger von Fred Miekley, der ihm Manager, Ersatzvater und langjähriger Liebhaber war. Der frühere Offizier formte Gildo zum Entertainer, lehrte ihn Disziplin, singen, spielen, tanzen. Im Lauf seiner Karriere verkaufte Rex Gildo vierzig Millionen Schallplatten, trat in über dreißig Filmen auf und erhielt internationale Anerkennung. Seine Homosexualität verbarg der Star. Stattdessen pflegte er das Image des galanten Frauenhelds und ging eine Zweckehe mit seiner eingeweihten Cousine Marion ein, um Gerüchte über das Doppelleben zu zerstreuen. Ab den 1980er-Jahren verblasste der Ruhm. Das einstige Idol litt unter Depressionen und Suchterkrankungen. 1999 stürzte Rex Gildo aus einem Fenster – vermutlich war es Suizid.
Umsetzung
Rosa von Praunheim porträtiert die Schlagerikone semi-dokumentarisch. Zum einen zeigen theaterhafte Spielszenen mit Kilian Berger und Kai Schumann als Rex Gildo und Ben Becker als Fred Miekley wesentliche biografische Stationen und Probleme des Stars. Quasi als Kommentar dazu berichten Zeitzeug*innen wie Gitte Haenning und Costa Cordalis, hinzu kommt Archivmaterial wie Film-, Fernseh- und Konzertmitschnitte, Fotografien oder Plakate. Praunheim selbst bringt per Off-Kommentar Fakten sowie persönliche Anekdoten ein. Das musikalische Dokudrama ist dynamisch montiert, die Übergänge zwischen den Ebenen sind oft fließend. Inhaltlich steht Rex Gildos posthum enthülltes Doppelleben im Fokus. Mit dem medial konstruierten Image als Charmeur bediente er Normen und Zwänge der Gesellschaft und des Showgeschäfts der 1950er-Jahre und folgender Jahrzehnte.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
„Frei erzählt nach wahren Begebenheiten“ leitet ein Text-Insert ein. Eine Analyse sollte die spezielle filmische Form näher beleuchten. In welcher Beziehung stehen die Spielszenen zu den dokumentarischen Elementen? Wie verbindet die Montage die Ebenen? Interessant ist eine weitere Metaebene, in der drei Verehrerinnen von Rex Gildo die vierte Wand durchbrechen und Praunheims Ansatz kritisieren („Rex war seriös!“). Die Analyse sollte die Handschrift des Auteurs Rosa von Praunheim einbeziehen, der seit dem programmatisch betitelten NICHT DER HOMOSEXUELLE IST PERVERS, SONDERN DIE SITUATION IN DER ER LEBT (1971) als schillernder Verfechter schwuler Emanzipation gilt – und sich mit seinem Voice Over indirekt selbst porträtiert. Gildos versteckte Homosexualität regt ein Gespräch über den Wandel moralischer Normen und den erst 1994 abgeschafften § 175 aus dem StGB an, der homosexuelle Handlungen unter Männern kriminalisierte.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Rex_Gildo_Der_letzte_Tanz.pdfRosa von Praunheim
Nico Woche, Rosa von Praunheim
und Mitwirkende: Kilian Berger, Ben Becker, Kai Schumann u. a. sowie als Zeitzeug*innen Cindy Berger, Gitte Haenning, Costa Cordalis u. a.
92 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
missingFILMs
Künstler*innen, Individuum (und Gesellschaft), Homosexualität, Musik, Popkultur, Filmsprache, Sucht/Suchtgefahren, Kreativität, Zeitgeschichte, Biografie, Musikproduktion, künstlerisches Ego & künstlerischer Anspruch