Roter Himmel
Ein Landhaus an der Ostseeküste, ein Schriftsteller in der Krise, zufällige Sommerbekanntschaften und ein Waldbrand am Horizont: Der neue Film von Christian Petzold erzählt von Freundschaft, Liebe und Literatur und setzt seine Trilogie zu Motiven der Romantik fort.
Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Deutsch, Kunst, Literatur, Darstellendes Spiel, Ethik, Philosophie
Liebe, Freundschaft, Literatur, Arbeit, Tod
20.04.2023
Inhalt
Der Sommeraufenthalt an der Ostsee beginnt mit einer Autopanne. Felix hat in das Ferienhaus seiner Mutter eingeladen, nicht für einen Urlaub, sondern für eine sogenannte Workation: Er selbst will an einer Bewerbungsmappe für die Kunsthochschule arbeiten, der befreundete Schriftsteller Leon am Manuskript seines zweiten Romans. Als die beiden das Haus schließlich zu Fuß erreichen, stellen sie fest, dass Nadja sich dort schon einquartieren durfte. Leon fühlt sich belästigt durch die unbekannte Mitbewohnerin, die ihm mit ihrem Liebhaber Devid lautstark den Schlaf raubt. Während sich Felix, Nadja und Devid mit sommerlicher Leichtigkeit anfreunden, bleibt Leon in der Gruppe Außenseiter. Gequält von einer kreativen Krise, blickt er mit Angst einem Treffen mit seinem Lektor entgegen und versagt sich jede sinnliche Freude. Nicht mal im Meer geht er mit den anderen baden: „Die Arbeit lässt es nicht zu.“ Ein unkontrollierter Waldbrand bedroht jedoch bald auch das Glück der anderen in dem vorpommerschen Landhaus.
Umsetzung
ROTER HIMMEL ist der 18. Spielfilm von Christian Petzold, einem der prägenden deutschen Filmemacher seit der Jahrtausendwende. Nach UNDINE setzt er hier seine Trilogie zu Motiven der Romantik fort. Während UNDINE mit Bezug auf den Wassergeist Elemente der Fantastik enthält, wird in diesem Fall das Feuer als Leitmotiv gesetzt – Symbol für Zerstörung und Transformation –, während die Inszenierung einem realistischen Stil verhaftet bleibt. Die Zuschauenden folgen vor allem dem Protagonisten Leon, seinem teils missgünstigen, teils begehrenden Blick auf die Weltzugewandtheit der anderen Figuren. Der Titel des dreifach im Film eingesetzten Songs „In My Mind“ korreliert mit dieser nach innen gewandten Perspektive des kriselnden Schriftstellers, der am Leben nicht teilzuhaben weiß. Mit dem Gedicht „Der Asra“ von Heinrich Heine, von Nadja beim Abendessen rezitiert, bezieht sich Petzold einmal auch explizit auf die literarische Romantik.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Als starker Beitrag zum deutschen Gegenwartskino eignet sich ROTER HIMMEL grundsätzlich für die Vermittlung von Film als Kunst im schulischen wie im außerschulischen Kontext, insbesondere unter dem Aspekt des filmischen Erzählens. Das reduzierte Setting und Figurenensemble ermöglichen eine schnelle Annäherung an die Geschichte, um anschließend zu den Motiven und Referenzen des Films vorzudringen. Woran lässt sich die Fokalisierung der Filmerzählung erkennen und wie prägt sie das Wissen der Zuschauenden über die jeweiligen Figuren? In der Figurenzeichnung sind der Schwermut des Protagonisten und die Leichtigkeit von Nadja und Felix ein akzentuierter Gegensatz. Visuell setzt der Film mit dem leuchtend roten Himmel und zumindest mit leichten Anklängen an Caspar David Friedrichs Landschaftsgemälde der nahegelegenen Insel Rügen Bezüge zur Romantik. Die literarischen Referenzen (Heinrich Heine, Uwe Johnson, Berliner Gegenwartsliteratur) können im Deutschunterricht diskutiert werden, vor allem die Bedeutung des Gedichts „Der Asra“ im Kontext der Filmhandlung.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Roter_Himmel.pdfChristian Petzold
Christian Petzold
Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel, Enno Trebs, Matthias Brandt u. a.
102 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Piffl Medien
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