
September & July
Die fast gleichaltrigen, ungleichen Schwestern sind wie Pech und Schwefel: In ihrer eigenen Welt macht die dominante September die Regeln, die schüchterne July folgt gehorsam. Ihre Mutter findet kaum Zugang zu den beiden. In der Schule werden die Außenseiterinnen gemobbt. Nach einem Vorfall zieht die Familie weg, doch die Spannungen nehmen zu. Das Coming-of-Age-Drama nutzt Elemente des psychologischen Horrorfilms für das Portrait einer toxischen Beziehung.
September Says
Drama, Coming-of-Age, Literaturadaption
ab 11. Klasse
ab 16 Jahre
Englisch, Deutsch, Ethik, Psychologie, Sozialkunde
Geschwister(beziehung), Macht, Co-Abhängigkeit, Familie, Mutter-Tochter-Beziehung, Identität, Erwachsenwerden, Weiblichkeit, Sexualität, Psychologie, Gender/Geschlechterrollen, Frauen, Außenseiter, Mobbing, Trauerbewältigung
06.03.2025
Inhalt

Die ca. fünfzehnjährigen Schwestern September und July sind ein eingeschworenes, dabei extrem ungleiches Paar: September, 10 Monate älter, ist dominant und bestimmt über die schüchterne, aber neugierige July. In ihrer Version eines Kinderspiels (engl. „Simon says“, dt. „Alle Vögel fliegen hoch“) befiehlt September, July gehorcht widerspruchslos, egal wie absurd, sadistisch oder gefährlich die Anweisungen sind. Mit einer eigenen Sprache und Ritualen haben die Schwestern eine Welt geschaffen, in der September die Regeln macht und zu der niemand Zugang hat. Auch nicht ihre Mutter Sheela, die den beiden viel Eigenständigkeit zumutet bzw. zutraut. In der Schule werden die Außenseiterinnen als „Freaks“ gemobbt. September beschützt July auf aggressive Art und wird schließlich suspendiert. Ein intimes Handyvideo von July, das für ihren heimlichen Schwarm gedacht war, geht an der Schule viral. Ein weiterer Vorfall führt zum Umzug an die irische Küste, ins Haus der verstorbenen Großmutter. Dort verändert sich Julys Verhältnis zu September, besonders, als es am Strand mit einem Jugendlichen zu ersten sexuellen Erfahrungen kommt.
Umsetzung

Im Fokus steht die ambivalente Schwesternbeziehung: Dominanz und Unterwürfigkeit, Fürsorge und Loyalität prägen ihr schwer zu enträtselndes Verhältnis. Der selbstkreierte Mikrokosmos ist ebenso Schutzraum wie einengendes Konstrukt, vor allem für July. Dritte in der dysfunktionalen Frauenkonstellation ist Mutter Sheela. Als Frau mit eigenen Bedürfnissen inszeniert, definiert sie sich nicht über ihre Mutterrolle. Männer kommen nur als Hilfsfiguren vor. Die Filmadaption einer „Gothic Novel“ nutzt Elemente des psychologischen Horrorfilms: Das Sounddesign, das die wachsenden Spannungen zwischen den Figuren unterstreicht, erzeugt Unbehagen. Bildgestaltung und surreale Szenen lassen im Unklaren, was wirklich oder als nächstes passiert. Ein harter Schnitt markiert den Wendepunkt in der Handlung, der erst am Filmende als überraschender Plot Twist aufgelöst wird. Mit dem Neubeginn in Irland wechselt das Filmformat von grobkörnigem 16mm-Material zu 35mm, die Farb- und Lichtgestaltung von überwiegend Blau- zu Gelbtönen. Kostüm und Ausstattung spiegeln die mentalen und emotionalen Zustände der Protagonistinnen wider.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Figurenanalysen der Schwestern und ihrer Mutter beleuchten ihr Verhalten und ihre Beziehungen zueinander, insbesondere in Bezug auf Familie, Weiblichkeit, Identität und Sexualität. Zur vertiefenden psychologischen Porträtierung können die Begriffe „dysfunktional“ und „Co-Abhängigkeit“ recherchiert werden. Für eine Bestimmung der Elemente des psychologischen Horrorfilm-Genres werden die Funktions- und Wirkungsweisen der verwendeten filmischen Mittel untersucht, z. B. Einstellungsgrößen, Farb- und Lichtgestaltung, Sounddesign, Schnitt und Filmmaterial (16mm, 35mm). Ausgehend vom Plot Twist am Filmende kann die Handlung rekonstruiert werden. Eine Filmkritik übt das Interpretieren unter Anwendung der erarbeiteten inhaltlichen und formalen Aspekte. Optional können Buchvorlage und Film verglichen und Unterschiede herausgearbeitet werden.
Hinweise
Inhaltsvermerk: Im Film wird selbstverletzendes Verhalten gezeigt
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_September_July.pdfAriane Labed
Ariane Labed
Mia Tharia, Pascale Kann, Rakhee Thakrar, Amelia Valentina Pankhania, Sienna Rose Velikova u. a.
96 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung
digital, Farbe
ab 16 Jahre
MUBI
(Auswahl 2024) Internationales Filmfestival von Cannes, Reihe Un Certain Regard; Dinard British Film Festival: Golden Hitchcock als Bester Film; Les Arcs European Film Festival: Universciné Award