Stadt Land Fluss
Marco und Jakob lernen sich auf einem Bauernhof in Brandenburg kennen, wo sie eine Ausbildung zum Landwirt machen. Sie verlieben sich ineinander, doch ihre Gefühle stürzen sie in eine tiefe Krise. Mit empfindsamem Blick, in sinnbildhaften Bildern und in der besonderen Form des Semi-Dokumentarischen erzählt der Film fern von Klischees oder Urteilen von der Verwirrung erster Liebe und der Bedeutung, das Eigene zu finden und es in Freiheit leben zu können.
Stadt Land Fluss
Coming-of-Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Ethik, Religion, Philosophie, Sozialkunde, Kunst, Deutsch
Erwachsenwerden, Jugend, Liebe, Homosexualität, Außenseiter, Identität
12.05.2011
Inhalt
Marco macht in der brandenburgischen Provinz eine Ausbildung zum Landwirt. Er ist ein Einzelgängertyp, der eine schwierige Kindheit hatte. Wenn die anderen Jugendlichen auf dem Hof zusammen trinken und Quatsch machen, zieht er sich lieber zurück und schwimmt alleine im See. Als eines Tages der neue Praktikant Jakob dazu kommt, wird für ihn alles anders. Jakob ist fröhlich und unbeschwert, scheint aber ebenso wenig wie Marco mit den Anderen etwas anfangen zu können. Zwischen den Beiden entwickelt sich eine Verbundenheit. Schnell wird deutlich, dass sie mehr als Freundschaft verbindet. Sie verlieben sich ineinander, doch ihre Gefühle stürzen sie in tiefe Verwirrung. Erst als sie gemeinsam aus der kleinen Welt ausbrechen und eine Nacht in Berlin verbringen, können sie ihre Liebe leben.
Umsetzung
Der Agrargenossenschaftshof im brandenburgischen Jänickendorf ist ein Originalschauplatz, alle Mitwirkenden außer den beiden Hauptdarstellern spielen sich selbst. Gemeinsam mit improvisierten Dialogen und vielen Passagen, in denen schlicht beobachtet wird, wirkt der Film auch als Sozialstudie; der Einsatz einer wackeligen Handkamera und der Verzicht auf perfekte Licht- und Tonqualität verstärken den Eindruck der Authentizität. Indem die vorgefundene Realität den Rahmen für die fiktive Liebesgeschichte bildet, entstehen sehr poetische Bilder und erhält die Kulisse der Provinz teilweise einen sinnbildhaften Charakter. Sie wird gekonnt genutzt, um auf sanfte Weise und mit leisen Tönen das Seelenleben der Hauptfiguren in Szene zu setzen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Film erzählt von der vorsichtigen Annäherung der beiden Jugendlichen. So steht die pubertätstypische Unsicherheit und Verwirrtheit einer ersten Liebe im Mittelpunkt, aber auch eine gesamte Orientierungslosigkeit, etwa was die Berufswahl betrifft. Homosexualität spielt insofern als Thema eine Rolle, als dass es für die beiden jungen Männer in ihrer dörflichen Lebenswelt ganz besonders an Mustern zur Orientierung fehlt; davon abgesehen ist es eine eher beiläufige Thematik. Gerade diese Selbstverständlichkeit, mit der von einer gleichgeschlechtlichen Liebe erzählt wird, macht den Film besonders wertvoll für die pädagogische Arbeit. Es ist außergewöhnlich, dass der Zugang nicht durch die Thematisierung von Ausgrenzung oder aber durch das Stigma der Exotik verstellt wird. Der Film vermittelt jungen Zuschauer/innen in ihrer eigenen Phase der Orientierung ein Bild von der Vielfältigkeit möglicher Lebensentwürfe, von der Bedeutung, das Eigene zu finden und in Freiheit leben zu können und von dem Mut, den es kosten kann. Dass man etwas über die Arbeitsabläufe und die Atmosphäre in der Agrarwirtschaft erfährt, kann besonders für Jugendliche interessant sein, für die die Ausbildungssuche ansteht. Die semi-dokumentarische Form des Films, sowie die eigene Bildsprache, können Gegenstand des Kunst- oder Deutschunterrichts sein.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp Stadt Land Fluss.pdfBenjamin Cantu
Benjamin Cantu
Lukas Steltner, Kai-Michael Müller, Karin Butsch, Petra Thymian, Steven Baade
84 Min
deutsche Fassung
35mm, Farbe
ohne Altersbeschränkung
Edition Salzgeber
Berlinale 2011 (Sektion Generation, 14plus), ELSE (25. TEDDY Queer Film Award)
