The Ordinaries
In ihrem einfallsreichen Debütspielfilm erzählt Sophie Linnenbaum die Heldinnenreise von Paula, die in einer dystopischen Dreiklassengesellschaft aus Hauptfiguren, Nebenfiguren und Outtakes Entdeckungen macht, die ihre Identität und ihr Weltbild erschüttern. Der originelle Mix aus Politsatire, Science-Fiction-Drama und Coming-of-Age-Film besticht durch den intelligenten Einsatz filmischer Gestaltungsmittel und das Plädoyer gegen Ausgrenzung und Rassismus.
Tragikomödie, Coming-of-Age, Science Fiction, Gesellschaftssatire
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Deutsch, Kunst, Sozialkunde, Politik, Ethik, Philosophie
Identität, Diskriminierung, Ausgrenzung, Klassengesellschaft, Solidarität, Macht, Machtmissbrauch, Rassismus, Selbstbestimmung, Film über Film, Filmgeschichte, Humor, Werte, Individuum (und Gesellschaft)
30.03.2023
Inhalt
Die 16-jährige Paula lebt in einer repressiven Drei-Klassen-Filmgesellschaft aus Hauptfiguren, Nebenfiguren und Outtakes. Wie ihre Mutter gehört sie zu den Nebenfiguren, die nur wenige Dialogsätze haben und meist im Hintergrund stehen. Doch Paula steht kurz vor der Abschlussprüfung an der Schule für Hauptfiguren. Sie möchte wie ihre beste Freundin Hannah zur sozialen Elite gehören, die in opulenten Kulissen ein unbeschwertes Leben führt. Paula will aber auch mehr über ihren Vater erfahren, der als Hauptfigur vor Jahren bei einem Aufstand der unterdrückten Outtakes getötet wurde, die am Rande der Gesellschaft eine prekäre Existenz fristen. Als Paula auf immer mehr Ungereimtheiten stößt, schleicht sie sich mit Hilfe des Dienstmädchens Hilde in das Quartier der Outtakes. Dort lernt sie den jungen Schwarzmarkthändler Simon kennen, der sie in ihren Zweifeln an der offiziellen Darstellung bestärkt. Schließlich gelangt Paula zu Erkenntnissen, die ihre Identität und ihr Weltbild fundamental in Frage stellen.
Umsetzung
Der Debütspielfilm der Regisseurin und Psychologin Sophie Linnenbaum ist aus der Perspektive Paulas erzählt, sie führt in einem Ich-Off-Kommentar in den Film ein, indem sie ihre Mutter vorstellt. Der Film folgt einer klaren Farbdramaturgie: Während Paulas Welt durch gedeckte Pastellfarben gekennzeichnet ist, lebt Hannahs Familie in einem farbenprächtigen Palast. Dagegen hausen die Outtakes hinter hohen Mauern in einem tristen grauen Wohngebiet. Die Heldinnenreise ist geprägt durch einen einfallsreichen Genremix, der durch schwungvolle Musicaleinlagen, Spezialeffekte und filmgeschichtliche Zitate etwa aus Lassie-Filmen und FORREST GUMP (Robert Zemeckis, 1994) angereichert ist. Auffällig ist der spielerische Umgang mit filmischen Gestaltungsmitteln; so greift Hannah in einer Split-Screen-Einstellung über die Trennlinie hinweg und legt Paula tröstend die Hand auf die Schulter.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die surreale Metawelt um rivalisierende Filmfiguren ist eingebettet in eine dystopische Szenerie mit diktatorischen Zügen, in denen Hauptfiguren auf Nebenfiguren herabschauen und Outtakes unterdrückt werden. Dies liefert Ansatzpunkte für Vergleiche mit anderen filmischen Dystopien wie der George-Orwell-Adaption 1984, aber auch für Diskussionen über die Frage, wie die menschliche Neigung zu gruppenbezogener Diskrimierung/Ausgrenzung von Diktaturen politisch instrumentalisiert wird. Paula entdeckt bei ihren Recherchen, dass ihre vermeintliche Identität auf einer Lebenslüge aufbaut und braucht Zeit, sich selbst anzunehmen. Die Schüler*innen können dies zum Anlass nehmen, Mechanismen von Ausgrenzung in ihrem Umfeld zu reflektieren. Die originelle metafilmische Konzeption wirkt mit vielen Bezügen zu filmtechnischen Begriffen und Kinozitaten keineswegs bloß selbstreflexiv, sondern spiegelt disruptive gesellschaftliche Zustände. Worin unterscheidet sie sich von konventionellen Film-im-Film-Arrangements wie DIE AMERIKANISCHE NACHT (François Truffaut, 1973) oder UND DANN DER REGEN – TAMBIÉN LA LLUVIA (Icíar Bollaín, 2010)?
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Webseite des FilmsDer Film bei filmportal.de
Begründung der fbw
Begründung der fbw-Jugend Filmjury
Sophie Linnenbaum
Sophie Linnenbaum, Michael Fetter Nathansky
Fine Sendel, Jule Böwe, Henning Peker, Noah Tinwa, Sira Faal, Denise M'Baye, Pasquale Aleardi, Noah Baileyu. a.
124 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat "besonders wertvoll"
not, sold. | Port au Prince
Filmfest München 2022: Förderpreis Neues Deutsches Kino für beste Regie und Produktion; First Steps Award für besten abendfüllenden Spielfilm; DEFA Förderpreis beim Filmkunstfest MV u. a.
Weiterführende Links
Webseite des FilmsDer Film bei filmportal.de
Begründung der fbw
Begründung der fbw-Jugend Filmjury