Der Fleck, Grandfilm

Der Fleck

Deutschland, Schweiz 2024

Ein ewig langer Sommertag am Fluss zieht sich dahin. Simon (17) hat keine Lust auf Baden und Gelaber, separiert sich von der Clique, bis ihn Marie aus seiner Lethargie reißt. Zwischen Uferböschung und Autobahn tasten sie einander ab, finden zusammen oder auch nicht. In tagtraumartigen, manchmal experimentellen Bildern macht Regisseur Willy Hans die Natur zum heimlichen Protagonisten und beschreibt damit das Lebensgefühl der Teenagerzeit.

Genre

Coming-of-Age

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Deutsch, Kunst, Musik, Psychologie, Philosophie

Themen

Erwachsenwerden, Liebe, Sexualität, Filmsprache

Kinostart

10.07.2025

Inhalt


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Vielleicht war es der monotone Gleichschritt der Mitschüler*innen, wie sie dem Sportlehrer nach der Pfeife tanzten – Simon, ein etwas wunderlicher Teenager, haut jedenfalls ab. Ein Freund sieht ihn beim ziellosen Streunen durch ihre Reihenhaussiedlung, überredet ihn zum Baden am Flussufer mit anderen Freund*innen. Simon scheint die Clique kaum zu kennen, ihre Gespräche interessieren ihn nicht, sein T-Shirt behält er an. Bald ist ein Blutfleck darauf, ein Ball hat ihn am Kopf erwischt. Das ist ebenso peinlich wie verletzend, aber die neu hinzu gekommene Marie scheint ihn zu mögen. Vielleicht mag er auch ihre blauen Haare und die punkigen Klamotten, sie sind beide ein wenig anders. Auf der Suche nach Essen streifen sie durch die Natur, ergeben sich zeitweise ihrer Magie, und landen doch nur wieder unter der nächsten Autobahnbrücke.

Umsetzung


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In einer bewusst offenen Erzählung behalten die Hauptfiguren ihre Gefühle für sich. Simon und Marie reden nicht viel, auch das ein Mittel der Abgrenzungen vom ziellosen Redefluss der anderen. Umso mehr verrät die präzise Arbeit der Kamera, die emotionale Veränderungen visuell vermittelt, manchmal auch vorwegnimmt. Versinnbildlichen starre Einstellungen anfangs die trostlose Betonwelt von Schule und Siedlung, in der Simon sich bewegt, verselbständigt sich die Kamera beim Herumirren durch alpine Waldlandschaften – gedreht wurde auf analogem 16mm-Material in der Schweiz – und löst sich dabei auch von den Protagonist*innen. Die von Moos und Algen überwucherte Natur entwickelt so ein unheimliches, aber auch verführerisches Eigenleben. Auf der ansonsten vom ewigen Rauschen von Fluss und Wald bestimmten Tonspur verstärken Barockgesänge und ätherische Ambient-Klänge des House-Produzenten Isolée die psychedelische Anmutung eines Tagtraums.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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DER FLECK verbindet bekannte Motive des Coming-of-Age-Films mit einer zusehends experimentellen Bildsprache. Lässt die karge Handlung wenig Interpretationsspielraum, lädt diese außergewöhnliche Gestaltung ein zum filmischen Sehen. Was verraten Kameraeinstellungen, Perspektivwechsel und scheinbar willkürlich eingestreute Unschärfen auf Gesichter über seelische Wahrnehmungen? Was sucht die Kamera beim autonomen Streifen über Flusskiesel ins Unterholz, das mit unverhofften Naheinstellungen auf glitschigen Morast und höhlenartige Gesteinsformationen die Sinne herausfordert? Dieses Abtauchen in ein unheimliches Zwischenreich wildlebendiger Natur lässt sich in Bezug auf die Protagonist*innen deuten, die in ihrem Alter neue Bereiche des Lebens erforschen. In einer praktischen Aufgabe können die Schüler*innen versuchen, diese intensive Form filmischer Betrachtung auf Motive in ihrer Umgebung anzuwenden. Das Theseus-Paradoxon kann im Unterricht aufgegriffen werden, auch in Bezug auf das Erwachsenwerden.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Philipp Bühler, 27.06.2025, letzte Aktualisierung: 27.06.2025

Regie

Willy Hans

Buch

Willy Hans

Darsteller*innen

Leo Konrad Kuhn, Alva Schäfer, Shadi Eck, Felix Maria Zeppenfeld, Darja Mahotkin, Marlene Becker u. a.

Länge

94 Min

Sprachfassung

deutsche Originalfassung

Format

digital, Farbe

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

Grandfilm

Festivals

Locarno Film Festival 2024: Besondere Erwähnung; Ostrava Kamera 2024: Hauptpreis für die beste Kamera u.v.a.m.

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