
Der Vorleser
Ende der 1950er-Jahre verliebt sich der Schüler Michael Berg in die 21 Jahre ältere Hanna Schmitz, die als Straßenbahnschaffnerin arbeitet. Das anfangs rein sexuelle Verhältnis entwickelt sich zu einer intensiven Beziehung. Zum Ritual gehört es, dass der Junge seiner Geliebten aus Büchern vorliest, bevor sie mit ihm schläft. Doch eines Tages verschwindet Hanna spurlos; Michael bleibt tief verletzt und ratlos zurück.
Der Vorleser
Drama, Literaturverfilmung
ab 9. Klasse
ab 15 Jahre
Deutsch, Ethik, Religion, Philosophie, Geschichte, Politik, Rechtslehre
Ethik, (Deutsche) Geschichte, Holocaust, Kommunikation, Generationen, Liebe, Biografie, Nationalsozialismus, Recht und Gerechtigkeit, Sexualität, Strafe/Strafvollzug
26.02.2009
Inhalt

Ende der 1950er-Jahre verliebt sich der Schüler Michael Berg in die 21 Jahre ältere Hanna Schmitz, die als Straßenbahnschaffnerin arbeitet. Das anfangs rein sexuelle Verhältnis entwickelt sich zu einer intensiven Beziehung. Zum Ritual gehört es, dass der Junge seiner Geliebten aus Büchern vorliest, bevor sie mit ihm schläft. Doch eines Tages verschwindet Hanna spurlos; Michael bleibt tief verletzt und ratlos zurück. Jahre später nimmt er als Jura-Student an den Frankfurter Auschwitz-Prozessen teil. Schockiert stellt Michael fest, dass Hanna als ehemalige KZ-Aufseherin des Mordes an über 300 jüdischen Frauen beschuldigt wird. Im Gegensatz zu ihren Mitangeklagten gibt sie ihre Taten freimütig zu und wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Michael verfolgt das Geschehen im Gerichtssaal hin- und hergerissen zwischen Scham, Trauer, Entsetzen ob Hannas Vergangenheit und seinem Mitgefühl. Denn während der Verhandlung entdeckt er ihr Geheimnis: Sie ist Analphabetin, eine Tatsache, die ihren Lebensweg entscheidend bestimmt hat. Erst kurz vor ihrer vorzeitigen Freilassung Hanna hat inzwischen mit Hilfe von Literaturkassetten, die Michael besprochen hat, Lesen und Schreiben gelernt kommt es zu einer persönlichen Begegnung, die jedoch beide enttäuscht und zu einem tragischen Ende führt.
Umsetzung

Die Geschichte ist als Lebenserinnerung des erwachsenen Michael Berg angelegt. Während der Roman chronologisch vorgeht, spielt der Film auf unterschiedlichen Zeitebenen, die durch geschickte Ton- und Bildmontagen ineinander fließen, so dass Rahmen- und Binnenhandlung, Gegenwart und Vergangenheit, Gefühlswelt und Realität eng verschlungen sind. Deutlich wird, dass Michaels obsessive Beziehung zu Hanna und das damit verbundene Scham- und Schuldgefühl, eine Frau geliebt zu haben, die Teil der NS-Tötungsmaschinerie war, sein Leben überschatten: Er ist innerlich zerrissen und unfähig, sich zu binden. Die Figur Michael steht dabei für die Nachgeborenen, die sich nach Kriegsende mit der Rolle der Elterngeneration während des Nationalsozialismus auseinandersetzen mussten. Der Film wirft Fragen zu Schuld, Moral, Verantwortung, Recht und Gerechtigkeit auf, ohne Antworten zu liefern. Dabei herrscht eine tiefe Melancholie vor, die durch die musikalische Untermalung und das Spiel insbesondere von Ralph Fiennes betont wird: Michael wird keinen inneren Frieden finden, das Unfassbare ist nicht zu fassen, Gerechtigkeit für die Opfer nicht zu erlangen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

"Zu entdecken, dass der geliebte Vater oder bewunderte Onkel, der Pfarrer oder Arzt, dem man vertraut hat, der Lehrer oder Professor, dem man viel verdankt, im Dritten Reich an Furchtbarem beteiligt war, ist eine prägende Erfahrung meiner Generation", so Bernhard Schlink, der 1944 geboren wurde. In diesem Sinne lässt sich der Film einführend in das Thema Vergangenheitsbewältigung der Nachgeborenen nutzen. Wie lebte diese Generation im Schatten der deutschen NS-Verbrechen? Was warf sie der Kriegsgeneration vor? Anhand der Figur Hanna wird ferner deutlich, dass die Täter keineswegs Monster, sondern Menschen waren, die sich als Mitläufer oder Täter schuldig machten. Zudem bietet sich ein formalästhetischer Vergleich mit der gleichnamigen Romanvorlage an, um die Möglichkeiten und Grenzen literarischer und filmischer Erzählweisen und Techniken auszuloten.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Begleitmaterialien/Film des Monats bei kinofenster.deAusgabe Deutschunterricht "Erinnern und Erzählen" (Westermann Schulbuchverlag)
Ausgabe Praxis Geschichte zum Thema "Kriegsende 1945" (Westermann Schulbuchverlag)
Ausgabe Praxis Geschichte zum Thema "Nachkriegsjahre" (Westermann Schulbuchverlag)
Mehr zum Film bei kinofenster.de
Der Film bei filmportal.de
Stephen Daldry
David Hare nach dem gleichnamigen Roman von Bernhard Schlink
Kate Winslet, Ralph Fiennes, David Kross, Lena Olin, Bruno Ganz, u.a.
122 Min
deutsche Synchronfassung, englische Originalfassung
35mm
ab 12 Jahre
Senator Film
Golden Globe 2009 für Kate Winslet (Beste Nebendarstellerin), Academy Awards 2009: Oscar als Beste Darstellerin)
Weiterführende Links
Begleitmaterialien/Film des Monats bei kinofenster.deAusgabe Deutschunterricht "Erinnern und Erzählen" (Westermann Schulbuchverlag)
Ausgabe Praxis Geschichte zum Thema "Kriegsende 1945" (Westermann Schulbuchverlag)
Ausgabe Praxis Geschichte zum Thema "Nachkriegsjahre" (Westermann Schulbuchverlag)
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