
Die Möllner Briefe
Nach den Brandanschlägen von Mölln 1992 wurden tausende Solidaritätsbriefe an die betroffenen Familien geschrieben – und blieben jahrzehntelang ungelesen. Im Dokumentarfilm DIE MÖLLNER BRIEFE kommen verdrängte Stimmen zu Wort: Begleitet vom Überlebenden İbrahim Arslan verwebt die Reise durch das Briefarchiv persönliche Erinnerung mit politischer Aufarbeitung, zeigt strukturellen Rassismus, gesellschaftliches Schweigen und die Kraft solidarischer Verbundenheit.
Dokumentarfilm
ab 8. Klasse
ab 13 Jahre
Politik, Geschichte, Ethik, Religion, Deutsch, Sozialkunde, Medienkunde, Philosophie, Pädagogik, fächerübergreifend: Demokratiebildung
Rassismus, Erinnerungskultur, gesellschaftliche Ausschlüsse, Solidarität, Zivilgesellschaft, Repräsentation, Trauma, Empowerment, Selbstwirksamkeit, Aktivismus
25.09.2025
Inhalt

Der Film erzählt die Geschichten der Opfer und Überlebenden der rassistischen Brandanschläge von Mölln im November 1992. Der 7-jährige İbrahim Arslan überlebte schwer verletzt und verlor seine Schwester, Cousine und Großmutter. Jahrzehntelang blieb die Perspektive der Betroffenen in der öffentlichen Erinnerung ungehört. 2016 wurden im Stadtarchiv Mölln tausende Briefe entdeckt, die an die Familien gerichtet waren – als Zeichen der Solidarität – aber nie übergeben wurden. Der Film folgt İbrahim Arslan auf seiner Reise durch das unbeachtete Archiv: Er liest die Briefe, begegnet Verfasser*innen, konfrontiert das Stadtarchiv mit dem Vorenthalten der Briefe und setzt sich mit seiner eigenen Geschichte auseinander. Es entsteht ein vielschichtiger Blick auf Erinnerung, Verlust, strukturelles Schweigen und die Kraft solidarischer Verbundenheit. Verdrängte Stimmen rücken in den Vordergrund: Die ungehörten Geschichten der Betroffenen bilden das Herz des Films und beleuchten die persönliche wie politische Dimension von Erinnerung, Trauma und Solidarität.
Umsetzung

Die filmische Umsetzung ist geprägt von großer Nähe zu den Protagonist*innen, ohne ihre Perspektive zu vereinnahmen. Die Montage verwebt Archivmaterial, aktuelle Begegnungen und poetische Einstellungen zu einem reflektierten und bewegenden Narrativ. Der Film gewährt Raum für Stille, Schmerz und auch Hoffnung – getragen von einem respektvollen und kollaborativen Verhältnis zwischen Betroffenen und Kamera. Auch die persönlichen Begegnungen mit den Briefautor*innen ist etwas Besonderes, mit starker emotionaler Wirkung. Die multiperspektivische Erzählweise (Betroffene, Unterstützer*innen, Institutionen) hinterfragt dominante Praxen von Erinnerungskultur, zeigt strukturellen Rassismus auf und macht deutlich, dass Archive und Institutionen keine neutralen Räume sind: Sie üben Macht und Kontrolle über Narrative aus und können verhindern, dass an die Perspektiven Betroffener erinnert wird.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der Film eignet sich für die Auseinandersetzung mit institutioneller vs. aktivistischer Erinnerungskultur, strukturellem Rassismus, Trauma und gesellschaftlicher Solidarität. Historisch-politische Kontexte wie die Anschläge von Mölln lassen sich mit aktuellen Fragen zu Rassismus, rechter Gewalt und gesellschaftlicher Haltung verknüpfen. Rassistische Kontinuitäten (Hoyerswerda, Rostock, NSU, NSU 2.0, Hanau…), die mangelnde Aufarbeitung sowie das damit einhergehende Behörden- und Staatsversagen können kritisch untersucht werden. Der Film regt zur Diskussion über Archive, institutionelle Verantwortung, mediale Repräsentation, Allyship und gesellschaftliche Teilhabe an. Eine Analyse filmischer Mittel wie Interviewführung, Montage, Sounddesign und Bildkomposition bietet eine vertiefte Auseinandersetzung mit dokumentarischer Ästhetik und Fragen nach Perspektiven und Autor*innenschaft.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmDer Film bei filmportal.de
- Interview mit Marina Priessner und İbrahim Arslan Die Möllner Briefe: Solidarität hat kein Ablaufdatum im
Radiobeitrag zum Film auf Deutschlandfunk Kultur
Sammlung der Briefe bei Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland
bpb-Artikel "kurz und knapp" über die Anschläge
Materialsammlung Dokumentarfilm im Unterricht
Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit
Interview mit Semiya Şimşek und Gamze Kubaşık, Töchter zweier NSU-Mordopfer
Dossier Film des Monats von kinofenster.de
Martina Priessner
Martina Priessner
Mitwirkende: İbrahim Arslan, Namık Arslan, Havva Arslan, Yeliz Burhan u. a.
101 Min
Originalversion in Deutsch und Türkisch mit Untertiteln; barrierefreie Fassungen über Greta & Starks
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Real Fiction Filmverleih
(Auswahl 2025): Berlinale: Panorama Publikumspreis; DOK.fest München; Crossing Europa Film Festival Linz; Internationales Frauen Film Fest Köln + Dortmund; Lichter Filmfest u. v. a. m.
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmDer Film bei filmportal.de
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