
Karla
Nach wahren Begebenheiten als sensibles Kammerspiel inszeniertes Spielfilmdebüt über die Selbstermächtigung einer Zwölfjährigen, die 1962 ihren Vater wegen jahrelangen Missbrauchs anzeigt und darauf besteht, gehört zu werden, ohne das Unsagbare aussprechen zu müssen – eine Herausforderung auch für den erfahrenen Richter an ihrer Seite. Der Film verzichtet auf die Darstellung sexualisierter Gewalt und bleibt stets auf Augenhöhe mit seiner Protagonistin.
Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Deutsch, Ethik, Politik, Sozialkunde, Geschichte, Recht
sexualisierte Gewalt, Selbstwirksamkeit, Mut, Zivilcourage, Glaubwürdigkeit, Recht, Recht/Rechtssystem, Kinderrechte, Täter-Opfer-Umkehr, Menschenwürde, Vertrauen, Gesellschaft, Familie
02.10.2025
Inhalt

BRD, 1962: Die zwölfjährige Karla verlässt ihre Familie und geht zur Polizei, um ihren Vater wegen sexuellen Missbrauchs anzuzeigen. Den Paragrafen über „unzüchtige Handlungen mit Kindern“ hat sie im Strafgesetzbuch nachgelesen, nun will sie einen Richter sprechen. Der erfahrene Richter Lamy bezweifelt allerdings, dass er helfen kann: Vor Gericht muss der Tathergang präzise und detailliert benannt werden, aber Karla kann und will nicht aussprechen, was ihr jahrelang angetan wurde. Karla will, dass man ihr endlich Glauben schenkt, Richter Lamy wiederum fürchtet um seine Reputation. Ermutigt durch seine Sekretärin gelingt es Lamy, allmählich eine vertrauensvolle Kommunikation mit Karla aufzubauen. Er schenkt ihr eine Stimmgabel, die sie anstelle des Unsagbaren erklingen lassen kann. Karla, die nun in einem strengen, dabei Schutz bietenden Mädchenheim wohnt, begegnet vor Gericht erstmals ihrer Familie wieder: dem älteren Bruder und der Mutter, die leugnen, etwas gewusst zu haben, und dem Täter-Vater. Dessen Verteidiger zweifelt nicht nur Karlas Glaubwürdigkeit an, sondern unterstellt ihr eine Mitschuld und Richter Lamy Befangenheit …
Umsetzung

Das auf wahren Ereignissen beruhende, sensible Drama ist als Kammerspiel auf wenige Figuren und Schauplätze beschränkt. Es verzichtet auf Filmmusik sowie auf jegliche Darstellung sexualisierter Gewalt; erst im letzten Akt (Gerichtsszene) werden Details des Missbrauchs verbalisiert. Karlas Weigerung, das Unsagbare auszusprechen, wird als Stärke inszeniert, die Stimmgabel ist Symbol ihrer Selbstermächtigung. Zweite Hauptfigur ist Richter Lamy, der ebenso von Karla lernt wie umgekehrt. In dieser Konstellation und einer sonst männlich dominierten Welt ist Lamys Sekretärin das verbindende weibliche Element. Spielort sind überwiegend Innenräume, die durch geometrische Flächen (Wände) und Linien (Tür-/Fensterrahmen, Gitter) definiert sind. Den strengen Bildaufbau ergänzen gedeckte Farben, jeweils charakteristisch für einen Ort, eine Figur und die Zeit (1960er Jahre), und Hell-Dunkel-Kontraste, etwa ein im Schatten liegender Raum mit einer isolierten Figur im Licht.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

In Vorbereitung auf die Filmsichtung empfiehlt sich die Erarbeitung des Themas sexualisierte Gewalt an Kindern inklusive Hilfsangebote. Die Schüler*innen rekapitulieren den institutionellen Umgang mit Karla (Polizei, Arzt, Heim, Justiz) und stellen einen Vergleich zu heute her: Was hat sich bezüglich Kinderrechten und Kinderschutz seit 1962 verändert? Die Beschränkung auf wenige Figuren und Schauplätze, Bildgestaltung (Kadrage), Farb- und Lichtästhetik und der Verzicht auf Filmmusik können in Gruppenarbeit analysiert und ihre Wirkung beschrieben werden. Vermutungen über die Gründe für die Inszenierung als Kammerspiel lassen sich gemeinsam anstellen. Figurenanalysen von Karla und Richter Lamy machen kenntlich, wie sie sich und ihre Beziehung zueinander entwickeln und wie dies durch z. B. Farben, Kleidung, Gegenstände (Stimmgabel, Mohnblume, Gitarre, Füller) visuell umgesetzt wird.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmDer Film bei filmportal.de
Deutsches Institut für Menschenrechte zu Kindeswohl
Webseite der Unabhängigen Kommission des Bundes zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs
Studie der Kommission zum sexuellem Kindesmissbrau
Hilfetelefon "Sexueller Missbrauch" der Bundesregierung
Webseite von N.I.N.A. e.V., Informations- und Beratungsstelle, mit weiteren Links
Christina Tournatzēs
Yvonne Görlach
Elise Krieps, Rainer Bock, Imogen Kogge u. a.
104 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
eksystent filmverleih
Filmfest München 2025: Förderpreis Neues Deutsches Kino für Beste Regie, Bestes Drehbuch
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmDer Film bei filmportal.de
Deutsches Institut für Menschenrechte zu Kindeswohl
Webseite der Unabhängigen Kommission des Bundes zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs
Studie der Kommission zum sexuellem Kindesmissbrau
Hilfetelefon "Sexueller Missbrauch" der Bundesregierung
Webseite von N.I.N.A. e.V., Informations- und Beratungsstelle, mit weiteren Links