Stolz & Eigensinn, Salzgeber

Stolz & Eigensinn

Deutschland 2025

Bei der Recherche für einen Film fiel dem Dokumentarfilmer Gerd Kroske ein bisher unentdeckter Schatz in die Hände: Interviews mit ostdeutschen Frauen in industriellen Männerberufen von 1994. Er beschließt, diese Frauen zu suchen und sie dreißig Jahre später mit den alten Aufnahmen zu konfrontieren. Herausgekommen ist dabei ein einzigartiges Dokument mit Porträts sehr moderner, selbstbewusster Frauen, die ohne Larmoyanz über ihre Erfahrungen von Zurücksetzung und die Umbrüche der Nachwendezeit reflektieren, aber auch vom Finden neuer Perspektiven erzählen.

Genre

Dokumentarfilm

Klassenstufe

ab 9. Klasse

Altersempfehlung

ab 14 Jahre

Unterrichtsfächer

Geschichte, Deutsch, Politik, Sozialkunde, Ethik, fächerübergreifend: Berufsorientierung

Themen

(deutsche) Geschichte, DDR, deutsche Teilung, Transformation, Arbeit, Arbeitslosigkeit, Frauen, Frauenrechte, Gender/Geschlechterrollen, politische Veränderung, Gleichberechtigung

Kinostart

09.10.2025

Inhalt


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Im Jahr 1994 ist die Wende in der DDR gerade einmal fünf Jahre her. In den ostdeutschen Bundesländern grassiert in den inzwischen durch die Treuhand privatisierten Industriebetrieben die zweite große Entlassungswelle, die vor allem Frauen betrifft. Früher gebraucht und anerkannt, sollen sie sich plötzlich wieder zugunsten der Männer zurückziehen. Ihre teils scharf analytischen Ansichten dazu hielt damals der Videokünstler Norbert Meissner fest, Mitgründer des Leipziger Piratensenders Kanal X. Die Frauen erzählen da freimütig und selbstverständlich von ihren Erfahrungen in einem Männerberuf, von ihren Erwartungen, aber auch von verlorenen Utopien. Gut dreißig Jahre später fallen diese alten Bänder dem Dokumentarfilmer Gerd Kroske im Rahmen einer Recherche in die Hände. Er beschließt, die damals interviewten Frauen zu suchen und sie mit jahrzehntelangem Abstand noch einmal zu befragen.

Umsetzung


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In seiner klassisch aufgebauten Dokumentation benutzt Gerd Kroske viel altes Originalmaterial und kontrastiert diese teilweise altersbedingt schon unscharfen oder beschädigten Bilder im Splitscreen-Verfahren mit dem heutigen Zustand der Schauplätze oder den Protagonistinnen. Bewusst spielt der Titel auf Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ an sowie auf Oskar Negts und Alexanders Kluges dreibändige Kulturgeschichte des Arbeitsvermögens „Geschichte und Eigensinn“. Besonders beeindrucken bei den Archivaufnahmen die großen, von den Frauen bedienten Maschinen im Lausitzer Braunkohletagebau. Das war auch in der DDR keine Selbstverständlichkeit, wie die heute noch dort arbeitende Silke Butzlaff erzählt. Wie alle Protagonistinnen musste sie sich gegen Vorurteile durchsetzen. In den alten Interviews blicken sie eloquent auf ihre veränderte Situation unter konservativen bundesdeutschen Bedingungen. Offen kommentieren die Ältergewordenen die Dokumente von damals und berichten auch von ihrem weiteren Werdegang.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Ursprünglich sollten die Aufnahmen damals bereits zu einem Dokumentarfilm werden, Arbeitstitel „Früher waren wir gut genug“. Dieser bringt die Grundstimmung 1994 präzise auf den Punkt und wäre ein erster Diskussionsansatz. ‚Frauen in klassischen Männerberufen‘ ist immer noch ein Thema. Die Gründe dafür damals und heute können erörtert und Vergleiche mit der Arbeitswelt von Frauen in der BRD angestellt werden. Die meisten der neun Befragten mussten sich beruflich anders orientieren oder wurden in Frührente geschickt. Inwieweit dieser erzwungene Bruch, die Abwertung ihrer Leistung, sich auf das Selbstverständnis der Frauen ausgewirkt haben mag, kann ebenso diskutiert werden. Darüber hinaus kann die Technik des Splitscreens, des geteilten Bildschirms, analysiert werden. Seine Hochzeit hatte diese Technik in den 1960er-und 1970er Jahre auch im Spielfilm. Dienen die Splitscreen-Visualisierungen der Veranschaulichung? Wie beeinflussen sie die Wahrnehmung des Gezeigten?

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Ingrid Beerbaum, 26.09.2025, letzte Aktualisierung: 01.10.2025

Regie

Gerd Kroske

Buch

Gerd Kroske

Darsteller*innen

Silke Butzlaff, Steffi Gänkler,, Ingrid Kreßner, Bärbel Grätz, Ulla Nitzsche, Brigitte Jahn, Christel Badler, Cornelia Patzwald, Monika Schurmann, Isabell Radecke-Aurin, Norbert Meissner u. a.

Länge

118 Min

Sprachfassung

deutsche Originalfassung

Format

digital, Farbe

FSK

ohne Altersbeschränkung

Verleih

Salzgeber

Festivals

Berlinale 2025, Sektion Forum

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