Filmplakat All eure Gesichter

All eure Gesichter

Frankreich 2023

Betroffene und Verantwortliche von Straftaten gemeinsam im Dialog: Die „Restaurative Justiz“ setzt in Frankreich auf Konflikttransformation in Ergänzung zum Strafvollzug. Was erwarten Opfer und Täter voneinander, die freiwillig in einem sicheren Raum zu vertraulichen Gesprächsrunden aufeinandertreffen, vorbereitet und begleitet von ausgebildeten Mediator*innen? Ist Vergebung und Wiedergutmachung angesichts der Folgen der Gewalttaten überhaupt möglich?

Originaltitel

Je verrai toujours vos visages

Genre

Drama

Klassenstufe

ab 10. Klasse

Altersempfehlung

ab 15 Jahre

Unterrichtsfächer

Deutsch, Französisch, Ethik, Sozialkunde, Politik, Psychologie, Berufsorientierung

Themen

Justiz, Täter-Opfer-Ausgleich, Mediation, Kriminalität, Täter, Opfer, Trauma, Angst, Folgen von (sexualisierter) Gewalterfahrung, Schuld, Begegnung, Verantwortung, Wiedergutmachung, Perspektivwechsel, Vergebung

Kinostart

14.12.2023

Inhalt


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Was versprechen sich Opfer und Täter von Gewalttaten davon, miteinander ins Gespräch zu kommen? Bei der „Restaurativen Justiz“ geht es um die Transformation der Folgen von Strafdelikten. Unter solchen leiden Nawelle, Sabine und Grégoire, Opfer verschiedener Verbrechen. Sie treffen auf die Inhaftierten Issa, Nassim und Thomas. Es sind nicht „ihre“ Täter, haben aber dieselben Straftaten verübt. Alle nehmen freiwillig, mit unterschiedlichen Motiven und Erwartungen an den Treffen teil. Allen gemein ist der Wunsch, gehört zu werden und Antworten zu finden. Fanny und Michel sind zwei der teils ehrenamtlichen Mediator*innen, die nach monatelanger Schulung die regelmäßigen Treffen in der JVA begleiten. Im geschützten Raum reden die Teilnehmer*innen offen über ihre Ängste und andere Folgen der erlebten Gewalt. Mit dem Vertrauen wächst auch das kathartische Verständnis füreinander. Am Ende ist sogar Versöhnung möglich. Auch Chloé ist ein traumatisiertes Opfer. Sie bittet die erfahrene Mediatorin Judith um professionelle Hilfe für die Begegnung mit dem Täter, der sie als Kind sexuell missbraucht hat: Benjamin, ihr Bruder. Chloé hofft auf Antworten, aber auch Benjamin hat Erwartungen an seine Schwester.

Umsetzung


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In spannenden, bewegenden Dialogen erzählen Opfer und Täter von sich, stellen Fragen, die sie quälen, und werden auch mal laut. Oft verweilt die Kamera in Nahaufnahme auf den Gesichtern, stellt eine emotionale Bindung zu den Figuren her. Obgleich fiktiv, wirken Figuren, Dialoge und kammerspielartig begrenzte Schauplätze sehr authentisch, die Filmästhetik nahezu dokumentarisch. Auf Gewaltszenen verzichtet der Film. Dass Täter, Opfer und Mediator*innen hier gleichberechtigt agieren, unterstreichen Einstellungen aus der Vogelperspektive auf den Sitzkreis. Der Film trifft keine Wertung, Opfer und Täter werden nicht in Gut und Böse eingeteilt. Damit spiegelt er die Prämisse der Mediationsarbeit, die unvoreingenommen sein muss. Wie anspruchsvoll und sensibel diese ist, zeigt besonders die intensive Vorbereitung der Einzelfall-Begegnung zwischen Chloé und ihrem einstigen Vergewaltiger.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Vor der Filmsichtung stellen die Schüler*innen auf Basis einer kurzen Definition der Begriffe „Restaurative Justiz“ und „Täter-Opfer-Ausgleich“ Vermutungen über den Nutzen und die Chance auf Wiedergutmachung und Versöhnung an. Im Anschluss werden diese evaluiert und ergänzt. Der Beruf des*der Mediator*in kann näher untersucht werden. Als Sehauftrag portraitieren Teams jeweils eine Täter- oder Opfer-Figur bezüglich ihrer Erfahrung mit Gewalt und den (emotionalen) Folgen, ihrer Motive für die Teilnahme an den Treffen und ihrer dort gemachten Entwicklung. „Täter sitzen ihre Strafe ab, Opfer haben lebenslänglich“: In der Klasse können diese und weitere Aussagen aus dem Film diskutiert werden. Die Bildgestaltung – z. B. Kameraeinstellungen und Ausstattungsdetails – gibt Aufschluss über die Gewichtung der Figuren und ihr Verhältnis zueinander, das sich mit der Zeit verändert. Wichtig für die Auseinandersetzung mit dem Film im Unterricht ist ein sensibler Umgang mit Schüler*innen, die durch die beschriebene körperliche oder sexualisierte Gewalt (re-)traumatisiert werden könnten. Bedürfnisse der Schüler*innen müssen von Lehrer*innen berücksichtigt werden.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Ulrike Seyffarth, 03.12.2023, letzte Aktualisierung: 06.12.2023

Regie

Jeanne Herry

Buch

Jeanne Herry

Darsteller*innen

Adèle Exarchopoulos, Dali Benssalah, Leïla Bekhti, Birane Ba, Élodie Bouchez, Suliane Brahim, Miou-Miou, Jean-Pierre Darroussin, Gilles Lellouche, Denis Podalydès u. a.

Länge

118 Min

Sprachfassung

deutsche Fassung, französische Originalfassung mit Untertiteln

Format

digital, Farbe

FSK

ab 12 Jahre

FBW

Prädikat "besonders wertvoll"

Verleih

Studiocanal

Festivals

Filmfest Hamburg 2023

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