Deutsch lernen mit Filmen: Sehen, verstehen & besprechen
In einem Pilotprojekt hat VISION KINO die Eignung ausgewählter Kinder- und Jugendfilme sowie der dazugehörigen medienpädagogischen Unterrichtsmaterialien für den Einsatz im Schulunterricht mit Migranten und Geflüchteten erprobt. Die Zielsetzung war herauszufinden, welches die Bedürfnisse der Lehrenden in diesen Klassen sind und welche filmischen Angebote sich dafür eignen, die Deutschlernenden auf den Sprachniveaustufen von A 1 bis B 1 zu unterstützen.
Filme erzählen Geschichten, die Anlass zur Auseinandersetzung und Diskussion sind. Sie bieten gesprochene Sprache von authentischen Sprecher*innen der Zielsprache – eine Gelegenheit, bereits Erlerntes wiederzuerkennen oder auch Neues zu hören und aus dem Zusammenhang zu begreifen. Die bewusste Filmrezeption im Unterricht ist eine Möglichkeit, sich über ein Kunstwerk mit der Welt – einem Land, einer Kultur, Personen – zu beschäftigen und die spezifische ästhetische Form dieser Kunst kennenzulernen und in ihrer Wirkung zu erleben.
Als Kinderfilme wurden HEIDI und PADDINGTON ausgewählt, die beide an kindliche Lebenswelten anknüpfen und auch von Sprachanfänger*innen erfasst werden. Als Filme für Jugendliche sind DIE VORSTADTKROKODILE wie auch OSTWIND – ZUSAMMEN SIND WIR FREI und VINCENT WILL MEER sehr geeignet und geben Anlass für ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Nachbereitungen. Die Auswahl umfasst bewusst Filme, die hierzulande bereits einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind – denn für die neu zugewanderten Kinder und Jugendliche ist es sehr wertvoll, möglichst viele inhaltlich-kulturelle Anknüpfungspunkte mit anderen Gleichaltrigen zu finden. Zu allen ausgewählten Filmen stellt VISION KINO eine Sammlung von Unterrichtsmaterialien zur Verfügung, die sich im Rahmen des Pilotprojekts bewährt haben.
Nach Abschluss des Pilotprojekts enstand zusätzlich Material zu TSCHICK.
Ansprechpartner
Michael Jahn
Tel. 030 / 2359 938 64
Pilotprojekt gefördert durch
Materialsammlungen zum Download
Die Filme des Programms
Hinweise zur Eignung der ausgewählten Filme
HEIDI
Regie: Alain Gsponer, D/CH 2015 / ab Klassenstufe 2 / Altersempfehlung: 7-12 Jahre
Die Geschichte des Waisenmädchens Heidi, welches mit zwei sehr unterschiedlichen Lebenswelten – erst der abgeschiedenen Alm, dann der großbürgerlichen Stadtwohnung – konfrontiert wird und schließlich eine wichtige Entscheidung trifft, bietet viele Anknüpfungspunkte für Kinder, die sich an neuen und ungewohnten Orten zurechtfinden müssen. Zudem ist der Film aufgrund seiner eindrucksvollen Bildsprache und sparsam gesetzten Dialoge gut verständlich und bietet Anlass für Gespräche über eine Reihe von Themen, etwa Familie, Freundschaft, Stadt und Land sowie Heimat und Heimweh.
PADDINGTON
Regie: Paul King, UK/F 2014 / ab Klassenstufe 2 / Altersempfehlung: 7-12 Jahre
Auch Paddington ist ein Geflüchteter: Nachdem ein Erdbeben den Lebensraum im peruanischen Regenwald zerstört hat, wird der kleine Bär nach London geschickt, um dort eventuell ein besseres Leben bei einem Forscher zu finden, den die Bären seinerzeit im Regenwald kennengelernt hatten. Unsicher und ziellos landet der Bär schließlich am Bahnhof Paddington, wo ihn Familie Brown antrifft und kurzerhand für eine erste Nacht aufnimmt. Aus dem Kontakt entstehen Verbindungen, aus den Verbindungen Verantwortung und aus den Fremden werden Freunde. Der Film ist unterhaltsam und temporeich und bietet – ohne dabei ältere Schüler/innen zu unterfordern – für die jüngsten Schüler/innen eine leichte Verständnisebene.
VORSTADTKROKODILE
Regie: Christian Ditter, D 2009 / ab Klassenstufe 4 / 9-13 Jahre
In VORSTADTKROKODILE formiert sich eine Clique von Jugendlichen, die zufällig einer Diebesbande auf die Schliche kommt und sie auf eigene Faust verfolgt und stellt. Scharf und romantisierend zugleich zeichnet der Film das Bild einer typischen deutschen Vorstadt mit ihren Problemen und den verborgenen Orten, die die Jugend für sich entdeckt. Die Jugendlichen reden miteinander, lachen, streiten und erleben gemeinsam Abenteuer – ein spannender Anlass, um menschliche Gefühle und den Umgang von Menschen mit und ohne Behinderung miteinander zu betrachten.
OSTWIND – ZUSAMMEN SIND WIR FREI
Regie: Katja von Garnier, D 2013 / ab Klassenstufe 5 / ab 10 Jahre
Die 14-jährige Mika ist unzufrieden mit sich und der Welt, mit der Schule und ihren Eltern. Statt mit ihrer besten Freundin ins Ferienlager fahren zu können, schicken ihre Eltern sie über den Sommer auf den Reiterhof der strengen Großmutter, wo sie wegen schlechter Schulnoten für die Nachprüfung lernen soll. Hier findet Mika in dem unbändigen Pferd Ostwind überraschend ein Gegenüber, mit dem sie die eigenen Stärken entdeckt. Eine faszinierende Annäherung, die Mädchen wie Jungs packt und viel über intuitives Verstehen ohne Sprache erzählt.
VINCENT WILL MEER
Regie: Ralf Huettner, D 2010 / ab Klassenstufe 9 / ab 14 Jahre
VINCENT WILL MEER ist ein Roadmovie, in dem sich drei junge Erwachsene, die an unterschiedlichen psychosomatischen Erkrankungen leiden (Tourette-Syndrom, Essstörung, Zwangsneurose), auf eine gemeinsame Reise begeben und miteinander die Normalität des Leben wiederentdecken. Die Auseinandersetzung mit den Krankheitsbildern, mit der Frage nach Selbstständigkeit trotz Handicaps und nach dem Umgang des persönlichen Umfelds damit sind wichtige Themen, die von Jugendlichen anlässlich dieses Filmes gut diskutiert werden können.
TSCHICK
Regie: Fatih Akin, D 2016 / ab Klassenstufe 7 / ab 12 Jahre
Mit TSCHICK kommt eine Geschichte ins Kino, die als Roman bereits ein großer Erfolg war. Zwei vierzehnjährige Außenseiter fahren im geklauten Gebrauchtwagen durch Brandenburg. Da steckt viel Spaß und Abenteuer drin, aber auch eine Geschichte über Freundschaft, Mut und die Suche nach dem eigenen Ich. Die Unterrichtsmaterialien nutzen den Film TSCHICK als Motivation für Schreib- und Sprechanlässe, bieten Aufgaben für die Wortschatzerweiterung und Übungen zum Leseverständnis und sollen auf diese Weise zur Sprachbildung beitragen. Im Vordergrund steht hierbei immer die Auseinandersetzung mit dem Film.