Electric Girl
Mia rettet die Welt! Denn wer soll es sonst tun? In ihrer überbordenden Fantasie identifiziert sich die junge Frau mit der japanischen Anime-Heldin Kimiko und entwickelt auf einmal außergewöhnliche Fähigkeiten. Ihrer Umwelt allerdings ist Mias Ausbruch aus der Normalität mehr als suspekt. In ihrem zweiten Spielfilm durchbricht die deutsche Regisseurin Ziska Riemann („Lollipop Monster“) die allzu starren Grenzen zwischen Alltag und Abenteuer, Realität und Wahn.
Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Deutsch, Kunst, Psychologie, Ethik, Sozialkunde
Außenseiter, Helden, Identität, Popkultur, psychische Erkrankung, Trauer/Trauerarbeit, Medien, Filmsprache
11.07.2019
Inhalt
Mia war schon immer besonders, doch ein neuer Job als Synchronsprecherin einer Anime-Serie erschüttert ihr Weltbild. Die taffe Superheldin Kimiko, wird ihr blitzartig klar, ist niemand anders als sie selbst! Wild entschlossen stürzt sie sich auch jenseits des Studios in ihre Rolle und setzt alles daran, die Welt vor den Angriffen einer dunklen Macht zu bewahren. In einem Second-Hand-Laden findet sie das passende Kostüm und in ihrem lethargischen Nachbarn Kristof ihren Co-Helden. Alle anderen tun sich jedoch schwer, ihr plötzlich erweitertes Bewusstsein – und brandgefährliche Sprünge vom Dach – zu akzeptieren. Es hilft nichts: Kimiko muss das ganze elektrische System lahmlegen, um das Schlimmste zu verhindern.
Umsetzung
Schon in ihrem Debüt „Lollipop Monster“ hat Ziska Riemann ihre ureigene Bildsprache entwickelt: Comicbunte Neonfarben, eine höchst bewegliche Kamera und ungewöhnliche Blickwinkel transzendieren die Grenzen von Realität und Traum. Im Alltag ist Mia zunächst eine leicht chaotische junge Frau, die sich als Poetry-Slammerin und Barkeeperin von Job zu Job hangelt. Ein unkluger One-Night-Stand mit dem Chef des Synchronstudios zeigt aber auch, dass sie schnell aufs Ganze geht. Ihre Verwandlung in Kimiko vollzieht sich über im Anime-Stil gehaltene Animationssequenzen, die eigens für den Film gezeichnet wurden. Die ungläubige Haltung von Freunden und Bekannten verankert das Geschehen zugleich weiter in der Realität – sie sehen keine kraftstrotzende Manga-Heldin, sondern eine offenbar Verrückte, die mit wilden Kampfgesten und haarsträubenden Verschwörungsthesen nur noch ihrer Einbildung folgt. Hat Mia vielleicht ganz andere Probleme?
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Dieselbe Frage stellt der Film allerdings dem Publikum. Indem er sich ganz auf die Seite seiner Heldin stellt, testet er die Grenzen unserer Toleranz. Sind wir wirklich so erstarrt, dass uns ein wenig Andersartigkeit herausfordert? Die Möglichkeit einer psychischen Erkrankung Mias wird zwar eingeräumt, auch ein familiäres Drama liefert Indizien. Eigentliches Thema ist jedoch ein gesellschaftliches Konzept von Normalität, das Abweichungen kaum mehr akzeptiert. Neben dem Umgang mit Außenseitern kann im Unterricht auch Mias spezifischer Kampf gegen die elektrischen Mächte erörtert werden – der fatalen Abhängigkeit der „Normalen“ vom Internet begegnet sie mit dem spontanen Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Zugleich ist sie als eingebildete Superheldin selbst ein Kind medialer Fantasieproduktion. So kann etwa in den künstlerischen Fächern neben der technisch-ästhetischen Machart des Films auch die kommerzielle und künstlerische Funktion „unsterblicher“ Superhelden diskutiert werden, ob in Comic oder Film.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Electric_Girl.pdfZiska Riemann
Dagmar Gabler, Angela Christlieb, Ziska Riemann, Luci van Org
Victoria Schulze, Hans-Jochen Wagner, Svenja Jung, Björn von der Wellen, Irene Kugler u. a.
89 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
farbfilm verleih
Filmfestival Max Ophüls Preis 2019