Futur Drei
„Uns gehört die Zukunft“, verkündete die aus dem Iran geflohene Banafshe selbstbewusst. Parvis lernt die junge Frau und ihren Bruder Amon kennen, als er zu Sozialstunden in einer Unterkunft für Geflüchtete verdonnert wird. Parvis und Amon verlieben sich ineinander. Aber Banafshe droht die Abschiebung. Farbenfrohes Drama zwischen Realismus und Videoclip-Ästhetik, das nichts weniger als die Zukunft des deutschen, postmigrantischen Kinos verspricht.
Drama, Coming-of-Age
ab 11. Klasse
ab 16 Jahre
Deutsch, Sozialkunde, Geschichte, Religion, Ethik, Musik, Biologie
Geflüchtete, Gender/Geschlechterrollen, Homosexualität, Rassismus, Identität, kulturelle Vielfalt, Migrationsgesellschaft, Generationen/-konflikt, Diskriminierung, Erwachsenwerden, Familie, Gemeinschaft/Gemeinschaftssinn, Vorurteile, Jugend/Jugendliche/Jugendkultur, Heimat
24.09.2020
Inhalt
Eine beschauliche Wohnsiedlung in Hildesheim: Parvis lebt noch bei seinen Eltern, die vor knapp 30 Jahren aus dem Iran nach Deutschland geflohen sind und sich ihren Aufstieg hart erarbeiten mussten. Der auffällig gekleidete junge Mann vertreibt sich die Zeit mit Partys und schwulen Sexdates. Nach einem Ladendiebstahl muss Parvis Sozialstunden in einer Unterkunft für Geflüchtete leisten und von Farsi ins Deutsche übersetzen. Er trifft auf das iranische Geschwisterpaar Banafshe und Amon. Bald verbringt er auch die lauen Sommernächte mit den beiden. Parvis und Amon verlieben sich ineinander, und kurz kehrt Leichtigkeit in das Leben der drei ein. Aber Amons Schwester Banafshe steht die Abschiebung bevor. Den drei jungen Erwachsenen wird bewusst, dass ihre Chancen radikal ungleich verteilt sind. Dennoch postuliert Banafshe am Ende auch für sich: „Uns gehört die Zukunft“.
Umsetzung
Der Film mischt unterschiedliche Stile: Einerseits wirken Szenen mit ruhigen Einstellungen auf tatsächlich existente Handlungsorte und scheinbaren Improvisationen der Darsteller*innen, darunter Laien, fast dokumentarisch. Auch die relativ freizügigen, potentiell provokanten schwulen Sexszenen sind realistisch gehalten. Andererseits ist vieles sichtbar inszeniert, wie die Pflanzen in Banafshes und Amons Zimmer, durch die selbst das Heim für Geflüchtete zu einer hippen Kulisse wird. Strahlende Farben durch Kostüme und Szenografie sowie sonnendurchflutete Settings verhindern eine Sozialtristesse. Von iranischer und westlicher Musik unterlegt, muten viele Szenen wie Videoclips an. Reale Videoaufnahmen aus der Kindheit des Regisseurs Shariat verweben popkulturelle Querverweise mit Authentizität. Der Stilmix spiegelt die (pop)kulturelle und identitäre Offenheit der Figuren wider.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Anhand des Films lassen sich verschiedene Migrationserfahrungen diskutieren: die der zweiten Generation, der immer noch die Frage „woher kommst du?“ begegnet; die der Eltern, die vor Jahrzehnten nach Deutschland gekommen sind sowie die der heutigen Geflüchteten. Speziell ihre gesellschaftliche und rechtliche Situation kann genauer besprochen werden. Im Sinne der Intersektionalität sind Verschränkungen von Migration mit weiteren Identitätsaspekten, speziell mit der sexuellen Orientierung und Diskriminierungen zu ergründen. „Futur drei“ lässt sich hier mit anderen deutschen Filmen zu Queerness, Homosexualität und Migration vergleichen, zumal die Produktion ein Gegenentwurf zu etablierten, stereotypen Darstellungen und zu Auslassungen sein will. Die farbenfrohe Ausstattung und sichtbare Inszenierung lassen sich in Zusammenhang mit filmischen Migrationsbildern besprechen. Das unterschiedliche Bild- und Soundmaterial lädt dazu ein, Filmstile und Parallelen zu aktueller Popkultur zu analysieren.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Futur_Drei.pdfFaraz Shariat
Faraz Shariat, Paulina Lorenz
Benjamin Radjaipour, Banafshe Hourmazdi, Eidin Jalali, Maryam Zaree, Abak Safaei-Rad, Mashid Shariat, Jürgen Vogel u. a.
92 Min
deutsche Originalfassung, Passagen in Farsi teilweise mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 16 Jahre
Edition Salzgeber
Internationale Filmfestspiele Berlin, Sektion Panorama: Teddy Award als Bester Spielfilm und Teddy Readers‘ Award ; First Steps: Bester Spielfilm, Götz-George-Nachwuchspreis an Darsteller*innen-Ensemble