
Theatre of Violence
Jahrelang wurden von der paramilitärischen „Lord’s Resistance Army (LRA)“ in Uganda Gräueltaten verübt. Einer ihrer Kommandeure war der ehemalige Kindersoldat Dominic Ongwen. Als bisher einziger der Verantwortlichen wurde er 2021 für seine Verbrechen vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt. War er nur Täter oder auch Opfer? Der Film begleitet den Prozess bei der komplexen Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit.
Dokumentarfilm
ab 11. Klasse
ab 16 Jahre
Politik, Erdkunde, Geschichte, Philosophie, Sozialkunde, Religion/Ethik, Rechtskunde
Recht/Gerechtigkeit, Justiz, Täter/Opfer, Krieg/Kriegsfolgen, Kriegsverbrechen, Kindersoldaten, Menschenrechte, Strafe, Schuld, Verantwortung, Gewalt, Entführung, Macht/Machtgefüge, Militär, Tod/Sterben,
14.09.2023
Inhalt

Die paramilitärische Widerstandsbewegung „Lord’s Resistance Army (LRA)“ unter der Führung von Joseph Kony verübte über Jahre in Uganda Gräueltaten im Kampf gegen den umstrittenen Präsidenten Yoweri Museveni. Einer der Kommandeure der LRA war der ehemalige Kindersoldat Dominic Ongwen. Er ist bisher der Einzige der Verantwortlichen, der gefasst wurde und sich 2021 für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor dem Internationalen Strafgerichtshof (International Criminal Court, ICC) in Den Haag verantworten musste. Der Film begleitet den Prozess und insbesondere Ongwens Verteidiger Krispus Ayena bei der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Ayenas Recherchen in Uganda ergründen, wie Ongwen vom Opfer zum Täter wurde und wie der Norden Ugandas noch heute unter den Folgen der Gewalt leidet. Deutlich wird auch, wie schwer es ist, die Maßstäbe der ‚westlichen‘ Justiz und die der Wiedergutmachungsverfahren vor Ort in Einklang zu bringen.
Umsetzung

Behutsam und gut strukturiert, aber inhaltlich anspruchsvoll entwickeln die Filmemacher die rechtliche Problematik. Texteinblendungen informieren einführend über den Hintergrund des Geschehens. Der Dokumentarfilm zeigt sowohl Ausschnitte des Prozesses als auch Anklage und Verteidigung bei ihrer vorbereitenden Arbeit. Indem Personen mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen zu Wort kommen, wird im Filmverlauf die Komplexität der Ereignisse Schicht für Schicht deutlicher. Immer wieder gibt es auch Sequenzen in Uganda, die versuchen, die aktuelle Atmosphäre einzufangen und die auch dazu dienen, das unfassbare Grauen der geschilderten Verbrechen abzumildern, die teilweise nur schwer auszuhalten sind. Darauf sollten die Schüler*innen entsprechend vorbereitet werden (auch wenn kein Bildmaterial von den Gräueltaten gezeigt wird).
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der Film illustriert beispielhaft, wie schwer es sein kann, in einem scheinbar klar auf der Hand liegenden Rechtsfall ein gerechtes Urteil zu finden. Insbesondere die Vorgeschichte des Angeklagten als Kindersoldat und die kulturellen Hintergründe des Konflikts in Uganda wiegen schwer: Werden Kindersoldaten zwangsläufig später in ihrem Leben auch zu Tätern und sind ihre Taten durch ihr Schicksal als Kinder (zumindest teilweise) zu entschuldigen? Wie geschah die Transformation vom Opfer zum Täter? Wie wird der Versuch gesehen, die Konflikte in Uganda selbst mit Wiedergutmachungsverfahren (restaurative justice) zu lösen? Ist es gerecht, nur einen Täter zu bestrafen? Wie sind die Rolle des Anführers Kony und der verführerische, pseudo-religiöse Spiritualismus in der LRA zu bewerten? Als filmisches Mittel auffällig ist die Musik – wie wird sie eingesetzt und welche Wirkung hat sie? Zudem kann über die lange Eingangssequenz mit der langen Kamerafahrt gesprochen werden, die am Ende des Films erneut aufgegriffen wird.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Lukasz Konopa, Emil Langballe
Lukasz Konopa, Emil Langballe
Mitwirkende: Krispus Ayena, Dominic Ogwen u. a.
104 Min
Originalfassung in Englisch, Französisch, Acholi mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 16 Jahre
Cine Global
DOK.fest München 2023: Gewinner VIKTOR Main Competition DOK.international